Die Polizei in Solingen wurde heute (02.08.2018), gegen 12:00 Uhr, über schussähnliche Geräusche im Bereich eines Wohnhauses an der Niedersachsenstraße informiert. Die Polizeibeamten sperrten großräumig den Bereich im Wohngebiet zwischen Zietenstraße und Schützenstraße, um eine Gefährdung der Anwohner und der Bevölkerung zu verhindern. Angeforderte Einsatzkräfte der Spezialeinheiten konnten einen 19-jährigen Solinger in seiner Wohnung festnehmen und eine Schusswaffe sicherstellen. Es wurden keine Personen verletzt. Die Ermittlungen zu den Hintergründen dauern an.
Vier Stunden dauerte der Großeinsatz der Polizei, der am Donnerstagnachmittag beendet wurde. Der den Polizeibehörden bereits bekannte 19-Jährige, schoss am Mittag mehrmals aus einer Wohnung aus dem fünften Obergeschoss an der Niedersachsenstraße. Nachdem ein Spezialeinsatzkommando aus Düsseldorf auch SEK genannt die Wohnung gestürmt hatte, ließ sich der herangehende Erwachsene Widerstandslos festnehmen. Eine Schreckschusswaffe und Munition konnte ebenfalls sichergestellt werden.
Für die Polizei war der Einsatz anfangs in dem dicht bebautem Wohngebiet der Zieten/Niedersachsenstraße sehr unübersichtlich. Zu Beginn des Einsatzes musste man von dem schlimmsten ausgehen. Denn mindestens vier Schüsse wurden der Polizei Leitstelle in Wuppertal gemeldet. Wem die Schüsse galten, ob es verletzte oder gar tote gab, war am Anfang nicht ersichtlich. Fast gleichzeitig gingen gegen 12 Uhr mehrere Notrufe bei der Polizei ein. Aufgrund der Anzahl der Notrufe und der genauen Beschreibung der Schussgeräusche nahm man die Lage sehr ernst. Ein Zeuge beobachtete zudem eine männliche Person am Fenster einer Wohnung des Mehrfamilienhauses, die einen pistolenartigen Gegenstand aus der Fensteröffnung hielt.
Polizei nahm die Lage sehr ernst
Während der polizeilichen Aufklärungsmaßnahmen fielen erneut Schüsse und es konnte beobachtet werden, dass sich die männliche Person nicht allein in der betroffenen Wohnung aufhielt. Binnen weniger Minuten wurden über 100 Einsatzkräfte der Polizei zur Einsatzstelle entsandt. Als zentralen Sammelpunkt nutzte man den Lidl-Parkplatz an der Schützenstraße, welcher nach kurzer Zeit wie eine Festung aussah. Neben zahlreichen Streifenwagen positionierte sich dort ebenfalls eine Hundertschaft der Polizei aus Wuppertal. Auch ein Spezialeinsatzkommando nutzte den Parkplatz, um sich Einsatz Taktisch auszurüsten und zu besprechen. Neben zahlreichen zivilen Beamten wurde auch ein Rettungswagen sowie ein Notarzt eingesetzt.
Ab 12.30 Uhr gab es dann kein raus oder rein mehr auf die Zietenstraße und deren anliegenden Straßen. Anwohner, welche sich auf der Straße befanden mussten in Ihr Haus zurück oder wurden von schwer bewaffneten Polizisten aus dem Gefahrenbereich gebracht. Umliegende Straßen wurden durch Streifenwagen gesperrt, um den Verkehr zu stoppen. Als ein 17-Jähriger das Gebäude verließ, nahmen ihn die Einsatzkräfte vorläufig fest. Hierbei handelte es sich um einen Bekannten des Schützen, der aber nach ersten Erkenntnissen nichts mit den Schussabgaben zu tun hatte.
SEK machte sich ein Bild der Örtlichkeit
Nachdem sich die Spezialeinsatzkräfte ein Bild der Örtlichkeit gemacht haben und sich der Lage bewusst waren, wurde der Zugriff geplant. Kugelsichere Westen und Helme wurden um kurz vor 15 Uhr angezogen als man sich für einen Zugriff auf dem Lidl-Parkplatz vorbereitete. Schwer bewaffnet stiegen die Spezialkräfte in Ihre Fahrzeuge, um für den zugriff bereit zu sein. Binnen weniger Minuten verließen Sie den Parkplatz in Richtung Niedersachsenstraße wo sich das Wohnhaus befand, welches bereits von Einsatzkräften der Hundertschaft umstellt wurde.
19-Jähriger ließ sich wiederstandlos festnehmen
Der 19-Jährige, welcher sich in Begleitung mit einer 15-Jährigen in der Wohnung befand, öffnete den Spezialkräften die Wohntür und ließ sich Widerstandslos festnehmen. Bei den anschließenden Durchsuchungen stellten die Einsatzkräfte u. a. eine Schreckschusswaffe und Schreckschussmunition sicher, die der 19-Jährige vor seiner Festnahme in Tüten verpackt aus dem Fenster geworfen hatte. In seiner Vernehmung räumte der 19-Jährige ein, die Waffe von einem Bekannten erworben und damit aus Spaß aus dem Fenster geschossen zu haben. Der polizeibekannte Solinger wird sich nun einem weiteren Strafverfahren wegen eines Verstoßes gegen das Waffengesetz stellen müssen. Er konnte nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen wieder von der Wache entlassen werden.
Übermut grund für die Schussabgabe
Nach einer Befragung durch die Kriminalpolizei, gab der 19-Jährige später an, aus Übermut und spaß aus dem Fenster in die Luft geschossen zu haben. Man stehe aber erst am Anfang der Ermittlungen und muss ein weiteres Motiv für die Schussabgabe erst prüfen. Die Mutter des 19-Jährigen, welche kurz vor 16 Uhr nach Hause kam und von der Festnahme Ihres Sohnes erfuhr, erlitt einen Nervenzusammenbruch und wurde von einem Rettungswagen in ein Krankenhaus gebracht.
Anwohner zeigten sich uneinsichtig
Zwei Platzverweise musste die Polizei Anwohner aussprechen, da Sie dreist versuchten in die Wohngegend zu Ihrem Haus zu gelangen. Mehrere Wortgefechte gab es zwischen den Polizeibeamten, welche die Straßen sperrten und Anwohnern, welche genervt von dem Polizeieinsatz waren, da Sie nicht nachhause durften. Die Lage wurde von vielen Anwohner sehr unterschätzt, weshalb immer wieder versucht wurde, durch andere Absperrungen zu gelangen.