Die Zahl der Gewaltverbrechen unter Einsatz von Messern steigt im Bergischen Land weiterhin dramatisch an. Im Jahr 2023 registrierte die Polizei in den Städten Remscheid, Solingen und Wuppertal insgesamt 286 Fälle von Messerangriffen, was einem Anstieg von 140 Taten gegenüber 2022 entspricht. Noch vor der Corona-Pandemie war die Lage sogar schlimmer: 2019 wurden im Städtedreieck 319 Messerangriffe verzeichnet.
Dieser Anstieg entspricht einem besorgniserregenden Landestrend. Landesweit verzeichnete das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen (LKA) im Jahr 2023 insgesamt 3536 Messerangriffe, was einen Anstieg von 42,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet – 1058 Fälle mehr als 2022.
Tatverdächtige oft jung und häufig ohne deutsche Staatsbürgerschaft
Die Polizeistatistik zeigt auffällige Muster bei den Tatverdächtigen. Nahezu die Hälfte der Verdächtigen ist jünger als 21 Jahre. Ein weiterer Trend: 45 Prozent der tatverdächtigen Personen verfügten nicht über die deutsche Staatsangehörigkeit, wobei Personen mit mehreren Staatsbürgerschaften als Deutsche registriert wurden. Dieser Anteil ist im Vergleich zum Anteil von Menschen ohne deutsche Staatsbürgerschaft an der Gesamtbevölkerung (16 Prozent) überproportional hoch. Von den nichtdeutschen Verdächtigen waren 23,2 Prozent syrische Staatsangehörige, gefolgt von türkischen (10,2 Prozent), irakischen (7,7 Prozent) und rumänischen (6 Prozent) Staatsangehörigen.
Präventionsarbeit durch Kampagne #BesserOhneMesser
Um die Messergewalt zu bekämpfen, setzt NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) auf einen 10-Punkte-Plan, der unter anderem die Einrichtung von Waffenverbotszonen und verstärkte Videoüberwachung vorsieht. Ein wichtiger Bestandteil der Prävention ist zudem die Kampagne „#BesserOhneMesser“, die in Remscheid und anderen Städten des Landes durchgeführt wird. Dabei informieren Polizeibeamte an belebten Plätzen wie der Alleestraße, vor Flüchtlingsunterkünften und in Schulen über die Risiken des Messertragens. Die Kampagne spricht die Bevölkerung in mehreren Sprachen an, darunter Arabisch, Persisch, Türkisch und Rumänisch, und appelliert daran, Messer zu Hause zu lassen.
Tatwaffen meist legal
Die Statistik zeigt auch, dass in den meisten Fällen keine gegen das Waffengesetz verstoßenden Messer zum Einsatz kommen. Lediglich in 42 Fällen wurde ein Messer verwendet, das gesetzlich verboten ist, wie etwa ein Butterflymesser oder eines mit einer Klinge von über zwölf Zentimetern. Häufig handelte es sich bei den Tatwaffen um Küchenmesser, Taschenmesser oder andere Alltagsmesser, die legal sind.
Die Entwicklung der Messerkriminalität stellt das Bergische Land und das Land Nordrhein-Westfalen vor große Herausforderungen. Mit Präventionskampagnen und schärferen Sicherheitsmaßnahmen hoffen die Verantwortlichen, den Trend langfristig einzudämmen.