Mittwoch - 5. Februar 2025
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Protokoll

Daniel S. vor Gericht – Das Protokoll des Geständnisses

Überraschende Wende im Prozess um den verheerenden Brandanschlag in Solingen: Am zweiten Verhandlungstag legte der Angeklagte Daniel S. über seine Anwälte ein umfassendes Geständnis ab.

Der 40-jährige Deutsche schwieg selbst und ließ seine Verteidigung für sich sprechen. „Beim Prozessauftakt wurde ihm beim Anblick der Nebenkläger bewusst, welches Leid er verursacht hat“, erklärte einer seiner Anwälte vor dem Landgericht Wuppertal. Daraufhin habe er sich kurzfristig zu dem Geständnis entschlossen.

Vierfacher Mord und weitere Brandstiftungen
Daniel S. muss sich wegen vierfachen Mordes und versuchten Mordes an bis zu 21 Menschen verantworten. Er gestand nicht nur die tödliche Brandstiftung, sondern auch zwei weitere versuchte Brandanschläge sowie eine brutale Macheten-Attacke.

Der verheerende Brand ereignete sich am 25. März 2024 in einem Mehrfamilienhaus an der Grünewalder Straße in Solingen. Vier Menschen – ein Ehepaar im Alter von 28 und 29 Jahren sowie ihre beiden kleinen Töchter – kamen ums Leben. Das Feuer im hölzernen Treppenhaus versperrte den Fluchtweg, zahlreiche Anwohner retteten sich durch Sprünge aus den Fenstern.

Motiv: Stress mit der Vermieterin
Laut seinem Verteidiger habe der Angeklagte vor der Tat Drogen konsumiert. Als Motiv nannte er anhaltenden Stress mit seiner Vermieterin. Daniel S. hatte durch gestohlene Briefe Kenntnis von offenen Haustüren. Am Tatabend soll er zwei mit Brandbeschleuniger gefüllte PET-Flaschen in das Haus geworfen und anschließend einen brennenden Grillanzünder hinterhergeworfen haben. Anschließend verließ er den Tatort und hörte von seiner Wohnanschrift aus die Explosionen und die anrückenden Einsatzkräfte.

Bereits im November 2022 hatte es in demselben Haus einen Brand gegeben, der jedoch frühzeitig gelöscht werden konnte. Auch in einem anderen Gebäude wurde im Februar 2024 ein Brandsatz mit seiner DNA sichergestellt. Beide Taten gestand Daniel S. ebenfalls.

Macheten-Attacke auf Bekannten
Nur zwei Wochen nach dem Brand griff Daniel S. am 8. April 2024 einen Bekannten mit einer Machete an und versuchte, ihn zu skalpieren. „An dem Tag einfach durchgedreht“, zitierte sein Verteidiger ihn vor Gericht. Nach der Tat sei er zu seiner Partnerin gegangen, um sich zu verabschieden, da er davon ausging, sein Opfer getötet zu haben. „Dem Angeklagten war klar, dass die Polizei zeitnah auftauchen würde und er dachte, er habe das Opfer umgebracht“, erklärte Verteidiger Françoise.

Das Treffen diente offenbar der geplanten Übergabe von Drogen. Der Angeklagte sollte über das Darknet Cannabis für das spätere Opfer bestellen. Eine Bekannte des Opfers erklärte, dass dieses dem Angeklagten 200 Euro für Marihuana gegeben habe, jedoch immer wieder vertröstet worden sei. Am Tag des Angriffs sollte die Übergabe schließlich stattfinden, doch statt der erwarteten Drogen habe das Opfer in dem Paket lediglich Zeitungspapier vorgefunden. Während er den Angeklagten auf den Inhalt des Pakets ansprach, wurde er mit einer Machete attackiert.

Das Blutbad im Treppenhaus erstreckt sich über mehrere Etagen. (Hinweis: Durch die Redaktion wurden die Bilder stark unkenntlich gemacht)

Ermittlungen führten zur Festnahme
Die Ermittler hatten bereits einen Durchsuchungsbeschluss aufgrund der Brandstiftung an der Grünewalder Straße beantragt als es zu der brutalen Macheten-Attacke am Birkenweiher gekommen war. Als die Beamten am Wohnhaus des Angeklagten eintrafen, bereitete sich die Polizeikräfte auf eine mögliche Stürmung vor. Doch dazu kam es nicht: Daniel S. trat aus dem Haus und stellte sich mit den Worten „Ihr sucht mich“.

Bei der Durchsuchung der Wohnanschrift in Obenpilghausen fanden Ermittler in drei Kellerräumen und einer Garage ein großes Arsenal an Brandbeschleunigern, Zubehör, halbfertigen Laboraten, Waffen und undefinierbaren Substanzen.

Zeugen sagen vor Gericht aus
Eine langjährige Nachbarin sagte im Zeugenstand aus und beschrieb Daniel S. als liebenswerten und hilfsbereiten Nachbarn. „Der Daniel hat jahrelang über meinen Eltern gewohnt. Der Junge war ein supernetter, hilfsbereiter Mensch. Der war einer von uns“, sagte sie. Sie habe auch nichts von Drogenkonsum mitbekommen. Beim Entrümpeln seiner Wohnung habe sie allerdings Flaschen mit brennbarer Flüssigkeit im Bad gefunden. Dennoch habe niemand vermutet, dass er der Brandstifter gewesen sein könnte. Sie habe es nicht glauben können, als sie es zum ersten Mal hörte.

Daniel S. sei nach Angaben der Zeugin einmal auf die Vermieterin losgegangen. Diese habe sich bei den Eltern der Zeugin in der Wohnung verschanzt. Es sei dabei um Mietschulden gegangen, führte die Zeugin weiter aus. Auch auf einen Handwerker sei er einmal losgegangen.

Fenster in der Dachgeschosswohnung waren zugenagelt
Der Ehemann der Zeugin rang mit den Tränen, als er über die Nacht des Brandes sprach. Immer wieder frage er sich, warum es ihm nicht gelungen sei, die beiden Kleinkinder zu retten. Als der Rauchmelder Alarm schlug, habe er zunächst angenommen, es handle sich um einen Fehlalarm, weil jemand im Haus geraucht haben könnte.

Vor dem Brand habe er im Auftrag der Vermieterin mehrfach Reparaturen in der Wohnung der verstorbenen Familie durchgeführt. Dabei sei ihm aufgefallen, dass der Mieter die alten, undichten Dachfenster zugenagelt habe. Auch auf eine Frage der Nebenkläger ging der Mann ein, mehrere funktionsfähige Rauchmelder waren in der Dachgeschosswohnung angebracht.

Die Verhandlung vor dem Landgericht Wuppertal dauert an. Wann das Urteil fällt, ist noch unklar, wird jedoch in den kommenden Wochen erwartet. Das Gericht hat für den Fall bis Mitte März zehn Verhandlungstage angesetzt.

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