Die Staatsanwaltschaft gab bei der Pressekonferenz am Mittwoch im Polizeipräsidium Wuppertal zahlreiche Informationen aus dem aktuellen Ermittlungsstand bekannt.
Bei dem Beschuldigten handelt es sich, wie bereits in einem vorherigen Artikel erwähnt, um den 39-jährigen deutschen Staatsbürger Daniel S. Der Beschuldigte wohnte bis zum Frühjahr 2022 in einem Hinterhaus des Brandhauses auf der Grünewalder Straße.
S. ist bereits aufgrund von kleineren Delikten polizeilich bekannt. Eine psychische Vorerkrankung sei bislang nicht bekannt. Seit Dienstagnachmittag sitzt der 39-Jährige in Untersuchungshaft.
Daniel S. musste aus seiner Wohnung ausziehen
Wie die Staatsanwaltschaft bei der PK bestätigte, gab es im Jahr 2022 einen Streit zwischen dem Beschuldigtem und der Vermieterin des Wohnhauses, offenbar kann es sich dabei um Mietschulden gehandelt haben. Offiziell bestätigen konnten das die Ermittler aber noch nicht. Aufgrund der Auseinandersetzung wurde der 39-Jährige aus der Wohnung geworfen. Bei dem Streit könnte es sich auch laut aktuellem Ermittlungsstand um das Tatmotiv für den Brand an der Grünewalder Straße handeln.
Das Protokoll der Feuer-Nacht
Aufgrund von Aufnahmen zahlreicher Überwachungskameras, konnte eine Person festgestellt werden, bei der es sich mutmaßlich um den beschuldigten S. handeln kann. So soll der 39-Jährige etwa eine Stunde vor dem Feuer auf den Kameras in der direkten Umgebung des Brandhauses aufgenommen worden sein. Nachdem er vor Ort möglicherweise die Lage überprüft hatte, verschwand er für etwa 45 Minuten von den Kameras. Anschließend tauchte er mit einem Rucksack wieder auf den Aufnahmen auf.
Zur Erklärung: Bei den Überwachungskameras handelt es sich um private Kameras, welche einen dezenten Blick auf den Linken sowie den rechten Bereich des Brandhauses haben. Das Brandhaus direkt und somit der Eingang, ist auf den Kameras nicht zu sehen. Nach weiteren Angaben der Ermittler ist der Beschuldigte offenbar immer wieder in der Tatnacht auf den Kameras zusehen gewesen. Letztmalig kurz vor dem Brand mit einem Rucksack. Auf einer Aufnahme ist zu sehen, wie er in die Richtung des Brandhauses geht, aber auf der anderen Seite nicht vorbeigeht. So müssen die Ermittler davon ausgehen, dass er zu der Zeit in dem Brandhaus war.
Etwa vier Minuten verschwand die Person und tauchte dann wieder in einer Kamera auf. Dabei verstaute sie was in dem Rucksack. Anschließend verschwand die Person wieder von der Kamera und ging offenbar erneut in das Brandhaus für mehrere Minuten. Erst dann flüchtete die Person und konnte dabei von mehreren Überwachungskameras aufgenommen werden. Kurz nach der Flucht brannte es in dem Treppenhaus.
Aufgrund der Uhrzeit zur Tatzeit und der teilweise mangelhaften Qualität der Kameraaufnahmen war eine zweifelsfreie Identifizierung der Person nicht eindeutig. Erst nachdem Zeugen und auch die Vermieterin befragt wurden, ergab sich ein Tatverdacht für den 39-jährigen Ex-Mieter. Die Vermieterin berichtete von dem Streit zwischen den beiden. Bei der anschließenden Begutachtung der Überwachungskameras konnten Merkmale an der Person wieder erkannt werden.
Durchsuchungsbeschluss erlassen und Zugriff geplant
Aufgrund der neuen Erkenntnisse in diesem Fall beantragten die Ermittler der MK „Grün“ einen Durchsuchungsbeschluss für die Wohnung des Beschuldigten in Solingen Höhscheid, die Wohnung befindet sich nur wenige Minuten Gehweg vom Brandhaus entfernt. Dieser wurde am Montag (8. April 2024) erlassen. Da die Ermittler davon ausgegangen sind, dass der Beschuldigte gefährlich ist und offenbar Brandbeschleuniger in seiner Wohnung lagerte, musste ein umfangreicher Zugriffsplan ausgearbeitet werden. Björn Goecke Leiter der Mordkommission, erklärte, dass sie den Beschuldigten nicht in seiner Wohnung festnehmen wollten, sondern in einem günstigen Moment, wenn er diese verlässt. Nur so kann sichergestellt werden, dass der Beschuldigte gefasst wird und Beweismittel nicht zerstört werden. Für den Zugriff sollten auch Spezialisten eines Sprengstoffkommandos vor Ort sein.
Daniel S. ist der Macheten-Mann
Während die Ermittler den Zugriff und die anschließende Durchsuchung planten, machte sich S. mit einer Machete auf den Weg zum Birkenweiher. Dort besuchte er einen Bekannten in seiner Wohnung in einem Mehrfamilienhaus. Offenbar ist ein misslungenes BTM-Geschäft der Auslöser für den Angriff gewesen. So wollte der 39-Jährige seinem 44-jährigen Bekannten offenbar Drogen verkaufen. Als der Verkauf aber scheiterte, griff S. zu der Machete und schlug damit mehrfach auf den Kopf seines Opfers ein. Anschließend wollte der Beschuldigte aus der Wohnung flüchten. Schwerstverletzt beabsichtigte das auch das 44-jährige Opfer der Auseinandersetzung. Doch noch während er blutüberströmt aus der Wohnung kroch, schlug Daniel S. noch einmal auf den Kopf seines Opfers mit der Machete ein. Erst dann flüchtete der 39-Jährige. Das 44-jährige Opfer versuchte sich anschließend in Sicherheit zu bringen und sprang ein paar Treppen herunter, dabei brach er sich das Bein und lag am Boden. Anwohner fanden den 44-Jährigen und alarmierten die Rettungskräfte. Das Opfer erlitt 4 Skallpierungsverletzungen am Kopf.
Festnahme von Daniel S. und Durchsuchung
Da das Opfer am Birkenweiher nach dem Angriff noch ansprechbar war und den Täter namentlich nennen konnte, dauerte es nur etwa eine Stunde, bis die Ermittler den Zugriff an der Wohnanschrift von Daniel S. in Höhscheid durchführten. Der Beschuldigte wurde vorläufig festgenommen, dann konnten die Ermittler das Wohnhaus durchsuchen. Dabei fanden Sie die mögliche Tatkleidung für den Brand an der Grünewalder Straße, sowie den Behälter, in dem möglicherweise der Brandbeschleuniger zur Grünewalder Straße gebracht wurde. In einem Rucksack fanden Sie eine Hülle für eine Machete und in der Wohnung weitere Gegenstände, welche nun kriminaltechnisch untersucht werden müssen. Ob sich unter den Gegenständen auch die Tatwaffe vom Birkenweiher befindet, muss also derzeit abgewartet werden.
Neben den ganzen Beweismitteln zum Feuer auf der Grünewalder Straße und dem Macheten-Angriff auf der Straße Birkenweiher, fanden die Ermittler eine kleine Cannabis-Plantage in dem Wohnhaus. Nach Angaben der Ermittler ist diese allerdings eher klein gehalten und ein möglicher Gewinn würde nicht ausreichen, um davon leben zu können.
Beschuldigter in Untersuchungshaft
Der Beschuldigte wurde am Dienstagnachmittag einem Ermittlungsrichter am Amtsgericht Wuppertal vorgeführt, welcher die Unterbringung in der Untersuchungshaft anordnete. Bei diesem Haftbefehl geht es allerdings erstmal nur um die Tat am Birkenweiher. Auch wenn die Ermittler sich sicher sind, dass Daniel S. auch der Mörder vom Grünewald ist, wollen sie den Fall nicht zu voreilig beenden. Es wird weiterhin ermittelt und weiterhin Beweismittel ausgewertet. Erst sobald alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind, möchte der Staatsanwalt einen weiteren Haftbefehl wegen vierfachen Mordes gegen Daniel S. beantragen. Der Beschuldigte äußerte sich bislang nicht zu den Vorwürfen.
Ermittler gehen von Einzeltäter aus
Auf die Frage, ob der 39-Jährige beschuldigte allein gehandelt hat, oder ob es weitere Täter beim Brand am Grünewald gab, konnte abschließend nicht beantwortet werden. Aufgrund des aktuellen Stands gehen die Ermittler aber davon aus, dass Daniel S. allein an der Grünewalder Straße das Wohnhaus in Brand gesetzt hat. Auf den Überwachungskameras ist immer nur eine Person zusehen in der Tatnacht. Zu keiner Zeit ist nur der Schatten einer weiteren möglichen Tatbeteiligten Person sichtbar.
Staatsschutz und Ermittler rechnen nicht mit fremdenfeindlichem Motiv
Da ein Augenzeuge nach der Tat am Birkenweiher zur Aussage brachte, er hätte einen Ruf wie „Sieg Heil“ während der Tat gehört, prüften die Ermittler auch diese Aussage. Weitere Zeugen und auch das Opfer konnten von den Ermittlern befragt werden, doch kein anderer und auch das Opfer kann eine solche Parole nicht bestätigen gehört zu haben. Daniel S. wurde auch bei den Ermittlern des Staatsschutzes genauer unter die Lupe genommen, sein Freundeskreis besteht aus vielen Nationalitäten auch aus mehreren Generationen. Weiterhin soll er offenbar mit einer Partei Sympathisieren, welche eher der „Mitte“ zuzuordnen ist, erklärten die Ermittler. Aufgrund der vorliegenden Informationen gehen die Ermittler nicht von einem fremdenfeindlichen Motiv aus, Ermitteln aber trotzdem in alle Richtungen weiter. Vielmehr wird der Streit zwischen ihm und der Vermieterin als mögliches Tatmotiv in Augenschein gezogen.
Leiter der Mordkommission bedankt sich bei seinen Kollegen
Björn Goecke der Leiter der Mordkommission bedankt sich nach dem Ermittlungserfolg bei seinen Kollegen. Rund 30 Mitglieder hatte die eingesetzte Mordkommission, welche sich 2 Wochenlang rund um die Uhr mit dem Fall beschäftigt hatte. Nach zwei Wochen einen Tatverdächtigen und entsprechende Beweise zu Ermitteln, ist in seinen Augen ein großer Erfolg.