Die Ermittlungen gegen Hüseyin B., einen 15-jährigen Schüler aus Wuppertal, der Anschläge auf jüdische Einrichtungen geplant haben soll, laufen auf Hochtouren. Der Jugendliche, der über Online-Chats mit einem mutmaßlichen Islamisten in Kontakt stand, wollte nach Angaben aus Sicherheitskreisen so viele Menschen wie möglich töten.
Der Deutsch-Türke Hüseyin B. lebte mit seinen Eltern in einer Wohnung in einem Mehrfamilienhaus in Wuppertal und besuchte offenbar noch die Schule. Parallel dazu plante er, so zeigen die Ermittlungen, Anschläge über Nachrichten, die er mit einem bislang unbekannten Kontakt über das Internet austauschte. Bei dem Unbekannten könnte es sich um einen Islamisten aus dem Ausland handeln heißt es.
Präventivgewahrsam: Festnahme durch Spezialeinsatzkommando (SEK)
Am Sonntag, den 1. September 2024, gegen 9:20 Uhr, stürmten schwerbewaffnete Spezialeinsatzkräfte der Polizei die Wohnung von Hüseyin B.s Eltern in Wuppertal. Der 15-Jährige wurde festgenommen, und es wurden Datenträger, darunter auch sein Mobiltelefon, sichergestellt. Die vorläufige Ingewahrsamnahme des Jugendlichen erfolgte im Rahmen der Präventivmaßnahmen, da am selben Tag Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Stadt Solingen nach dem Terroranschlag vom 23. August besuchte. Die Ermittler befürchteten, dass Hüseyin B. möglicherweise einen Anschlag auf den Besuch des Präsidenten planen könnte. Noch am selben Tag wurde der Jugendliche jedoch aus dem Präventivgewahrsam entlassen, wie die Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf bestätigte.
Ermittlungen nach Hinweis auf Anschlagspläne
Den Sicherheitsbehörden gelang es, den 15-Jährigen durch einen Hinweis aufzuspüren, der nach dem Terroranschlag in Solingen Ende August eingegangen war. Ein TikTok-Nutzer plane Anschläge, wobei der Angriff in Solingen offenbar als Vorbild diente. In Videos auf der Plattform TikTok war ein junger Mann zu sehen, der Flaggen der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) zeigte. Daraufhin übernahm das Terrorismusabwehrzentrum von Bund und Ländern die Ermittlungen.
Durch die Auswertung der sichergestellten Geräte entdeckten die Ermittler, dass Hüseyin B. in Chats über mögliche Anschlagsziele diskutierte. Der Austausch erfolgte mit einem mutmaßlichen Islamisten aus dem Ausland, der den Jugendlichen offenbar dazu drängte, während einer Klassenfahrt nach Holland einen Anschlag zu verüben. Immer wieder wurde Hüseyin B. zu Attentaten auf jüdische Einrichtungen und öffentliche Veranstaltungen ermutigt.
Festnahme im Fitnessstudio und Haftbefehl
Am Montag, den 9. September, wurde Hüseyin B. erneut festgenommen, als er sich in einem Fitnessstudio am Neumarkt in Wuppertal aufhielt. Spezialkräfte überweältigten den Jugendlichen gegen 16 Uhr. Seit diesem Tag saß der Jugendliche wieder im Präventivgewahrsam, nachdem er von den Ermittlern als Gefährder eingestuft worden war.
Am 20. September erließ ein Gericht schließlich einen Haftbefehl gegen den 15-Jährigen. Die Zentralstelle Terrorismusverfolgung Nordrhein-Westfalen, die bei der Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf angesiedelt ist, übernahm die Ermittlungen. Der leitende Oberstaatsanwalt Markus Caspers bestätigte: „Wir ermitteln gegen einen derzeit 15-jährigen Wuppertaler wegen des Verdachts der Verabredung zu einem Verbrechen.“
Die Ermittlungen gegen den Jugendlichen dauern an. Die Behörden prüfen nun, inwieweit der mutmaßliche Kontaktmann im Ausland für die Radikalisierung des 15-Jährigen verantwortlich ist und ob weitere Personen in den geplanten Anschlägen involviert waren.