Acht Jahre lang war der gebürtige Wuppertaler Carsten Winterberg bereits als Dienstgruppenleiter bei der Polizei Solingen (2004 bis 2012) tätig. Nun kehrt der 55-Jährige Polizeioberrat als Leiter der Polizeiinspektion in die Klingenstadt zurück – und steht dabei vor großen Herausforderungen, insbesondere in der Bekämpfung von Gewaltkriminalität im öffentlichen Raum.
Am 1. Oktober hat Winterberg seinen Dienst angetreten und damit seine Vorgängerin Claudia Schepanski abgelöst. Die Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte sei für ihn ein „Stück weit ein Heimspiel“, gesteht Winterberg und fügt hinzu: „Es macht mich stolz, nun als Leiter der Polizeiinspektion Solingen zurückzukehren.“
Große Aufgaben für den neuen Inspektionsleiter
Polizeipräsident Markus Röhrl, der Winterberg am Donnerstag in einem Pressegespräch offiziell vorstellte, betonte, dass der neue Inspektionsleiter für ihn ein „absoluter Wunschkandidat“ sei. „Für eine Stadt mit mehr als 160.000 Einwohnern haben wir jemanden bekommen, der zu uns passt“, so Röhrl. Besonders in Anbetracht der schwierigen Zeiten, die Solingen hinter sich habe, sei Winterbergs Erfahrung von unschätzbarem Wert. Winterberg wurde durch das NRW-Innenministerium für die Position vorgeschlagen.
Das vergangene Jahr war für Solingen von dramatischen Ereignissen geprägt, darunter Ausschreitungen gegen Rettungskräfte an Silvester, ein Brandanschlag mit vier Todesopfern, die Explosion an einem Geschäftshaus an der Konrad-Adenauer-Straße, bei welcher der Täter selbst ums Leben kam sowie der islamistisch motivierte Messerangriff am Fronhof, bei dem drei Menschen ums Leben kamen. All dies stellt die Polizei der Stadt vor enorme Herausforderungen.
Fokus auf Gewaltkriminalität
Gemeinsam mit Polizeipräsident Röhrl unterstrich Winterberg, dass die Bekämpfung von Gewaltkriminalität im öffentlichen Raum, insbesondere Delikte, die mit Messern verübt werden, im Fokus stehe. „In vielen Städten, auch in Solingen, haben Körperverletzungen, Raub und Drogenmissbrauch zugenommen“, erklärte Röhrl. Besonders junge Männer zwischen 14 und 30 Jahren, die häufig Messer mit sich führen, stehen im Visier der Polizei.
Die Polizei Solingen plant daher verstärkte Maßnahmen, um Intensivtätern das Mitführen von Messern zu untersagen. Diese Maßnahme soll durch sogenannte Gefährderansprachen durchgesetzt werden. Dabei werden die Betroffenen schriftlich informiert und erhalten einen persönlichen Besuch von uniformierten Beamten, die das Verbot offiziell an der Haustür übergeben. Bei Verstößen drohen Geldstrafen von bis zu 250 Euro.
Intensivmaßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit
Im gesamten Städtedreieck – zu dem neben Solingen auch Wuppertal und Remscheid gehören – wurden bisher etwa 40 solcher Gefährderansprachen durchgeführt, davon zwei in Solingen. Winterberg rechnet damit, dass noch weitere folgen werden. Neben der Bekämpfung von Gewaltkriminalität stehen auch kriminelle Clanstrukturen im Fokus. Durch eine enge Zusammenarbeit mit anderen Behörden soll die Sicherheit in der Stadt nachhaltig erhöht werden.
Winterberg bleibt jedoch realistisch: „Eine hundertprozentige Sicherheit wird es nicht geben.“ Dies gelte besonders für mögliche terroristische Bedrohungen bei öffentlichen Veranstaltungen. Polizeipräsident Röhrl fügt hinzu: „Ein entschlossener Täter lasse sich von seinem Vorhaben wohl kaum von einer Waffenverbotszone abbringen“. Trotz aller Maßnahmen sei die Polizei auch weiterhin auf Hinweise ausländischer Nachrichtendienste angewiesen, um frühzeitig reagieren zu können.
In den vergangenen Wochen hat Winterberg bereits damit begonnen, verstärkte Streifen in der Innenstadt einzusetzen. Zudem prüft er, ob zusätzliche Einheiten der Bereitschaftspolizei und gegebenenfalls auch die Reiterstaffel zur Unterstützung herangezogen werden können.
Ein neuer Abschnitt in Solingen
Mit seiner Rückkehr in die Klingenstadt tritt Carsten Winterberg in große Fußstapfen. Doch die Herausforderungen, denen er sich in seiner neuen Funktion stellen muss, kennt er gut. „Solingen hat sich verändert, seit ich hier zuletzt tätig war“, stellte er fest. Der hohe Leerstand in der Innenstadt falle ihm auf, während der Hofgarten bei seinem ersten Besuch einen positiven Eindruck hinterlassen habe.
Carsten Winterberg blickt dennoch optimistisch auf seine neue Aufgabe: „Wir werden alles tun, um das Sicherheitsgefühl in der Solinger Innenstadt zu stärken.“